Landesrechnungshof überprüfte Verkehrsverbund Kärntner Linien

veröffentlicht am 11. August 2023

Einleitung

Der Kärntner Landesrechnungshof überprüfte den Verkehrsverbund Kärntner Linien. Ziel der Überprüfung war insbesondere, das Angebot der Kärntner Linien zu analysieren und mögliche Verbesserungen aufzuzeigen. Der Landesrechnungshof empfiehlt verschiedene Maßnahmen, um den öffentlichen Verkehr in Kärnten zu attraktivieren.

Pressemitteilung

Unter dem Verkehrsverbund Kärntner Linien schlossen sich zehn Verkehrsunternehmen zusammen, die in Kärnten ein öffentliches Verkehrsangebot zu einem gemeinsamen Tarif anbieten. Die Bestellung und Finanzierung des Angebots erfolgt über die Verkehrsverbund Kärnten GmbH.

Rahmenbedingungen

Die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs setzt sich aus Beiträgen von Bund, Land, Gemeinden und teilweise Dritten sowie Einnahmen aus Ticketverkäufen zusammen. Im Jahr 2019 und damit noch vor dem Beginn der Coronapandemie betrugen die Gesamtkosten 128,2 Millionen Euro. Der Großteil des öffentlichen Verkehrs wurde öffentlich finanziert: 57 Prozent trug der Bund, 21 Prozent das Land und elf Prozent die Gemeinden. Nur elf Prozent stammten aus Ticketverkäufen.

Durch die Coronapandemie und die Ausweitung des Leistungsangebots stiegen die Finanzierungsbeiträge der öffentlichen Hand im Prüfungszeitraum, während die Einnahmen aus Ticketverkäufen und die Anzahl der Fahrgäste sanken. Laut der Stellungnahme des Landes erreichten die Umsätze im Monitoring für 2022 zwar wieder das Vor-Corona-Niveau, die Anzahl der Fahrgäste blieb aber noch darunter. Positiv ist, dass das Verkehrsaufkommen (gefahrene Kilometer) mit öffentlichen Verkehrsmitteln von 2012 bis 2021 trotz der Coronapandemie um 10,7 Prozent stieg und Strecken dadurch häufiger bedient wurden.

Verkehrsangebot an Zielgruppen anpassen

Der Kärntner Regionalverkehrsplan ist die Planungsgrundlage für den öffentlichen Verkehr in Kärnten. Darin ist vorgesehen, dass sich das öffentliche Verkehrsangebot an den Bewegungsmustern von Schülerinnen und Schülern sowie Pendlerinnen und Pendlern orientiert. In der Folge ist das Verkehrsangebot vorrangig auf die Werktage ausgerichtet.

Laut Studien des Landes nutzt ein großer Teil der Bevölkerung den öffentlichen Verkehr aber auch in der Freizeit oder für Einkäufe und Arztbesuche. Da der öffentliche Verkehr zudem von Touristinnen und Touristen genutzt wird, sollte der Tourismus ebenso in Konzepte zum öffentlichen Verkehr eingebunden werden.

„Wir empfehlen, die Zielgruppen für den öffentlichen Verkehr zu evaluieren. Gerade der Tourismus sollte stärker in die Planung und Finanzierung eingebunden werden. Setzt man auf Synergien, könnten der öffentliche Verkehr gestärkt und gleichzeitig die Attraktivität von Tourismusregionen erhöht werden“, sagt Landesrechnungshofdirektor Günter Bauer.

Um das Angebot für Arbeitspendlerinnen und Arbeitspendler zu verbessern, sah das Land vor, Schnellbusse auszubauen. Zwei der vier bestehenden Schnellbuslinien haben direkte Anbindungen an das Klinikum Klagenfurt und ein in Villach ansässiges Unternehmen. Die Fahrpläne waren jedoch nicht auf die Schichtzeiten und Wochenenddienste der beiden Arbeitgeber ausgerichtet. Damit Pendlerinnen und Pendler den öffentlichen Verkehr stärker nutzen, sollten sich die Fahrpläne am tatsächlichen Bedarf orientieren. Noch während der Überprüfung passte der Verkehrsverbund auf Anregung des Landesrechnungshofs die Anbindungen beim Klinikum an.

Durch Initiativen Kinder und Klima schützen

Schülerinnen und Schüler fahren statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln häufig mit privat organisierten Mitfahrgelegenheiten. Initiativen zur Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs zeigen Alternativen zu den „Eltern-Taxis“ auf. Beim Projekt „Cool in die Schul“ sammeln Schülerinnen und Schüler Punkte und können Preise gewinnen, wenn sie häufig mit dem Bus oder zu Fuß bzw. mit dem Rad zur Schule kommen. Zum Schutz der Kinder und des Klimas würde auch die Umsetzung eines Halte- und Parkverbots für Privatautos rund um Schulen und Kindergärten beitragen.

Alternative Mobilitätssysteme ausbauen

In Kärnten sind alternative Mobilitätssysteme wie Rufbussysteme im Einsatz. Um die Lücke zwischen Haustür und öffentlichem Verkehr weiter zu schließen, empfiehlt der Landesrechnungshof, diese sogenannten Mikro-ÖV-Systeme auszubauen. Zudem sollte eine Übersicht aller angebotenen Mikro-ÖV-Systeme sowie deren Einbindung in die Fahrplanauskunft erstellt werden. Damit wäre das Angebot einer breiteren Masse zugänglich. Auch Parkmöglichkeiten an Anschlussstellen wie etwa Bahnhöfen und Bushaltestellen wären weiter auszubauen.

„Der öffentliche Verkehr in Kärnten sollte langfristig attraktiviert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen das Verkehrsaufkommen erhöht, Verkehrsstrecken häufiger bedient und weite Bereiche Kärntens angeschlossen werden“, sagt Direktor Bauer.

Das ist gerade in Kärnten von Bedeutung, weist unser Bundesland bei der Verkehrsmittelwahl doch österreichweit den niedrigsten Anteil am öffentlichen Verkehr und den höchsten am motorisierten Individualverkehr auf.

Verkehrsregionen ausschreiben und Barrierefreiheit verpflichten

Werden Dienstleistungen im öffentlichen Personenverkehr vergeben, sind Konzepte für die einzelnen Verkehrsregionen zu erstellen und auszuschreiben. Zum Zeitpunkt der Überprüfung waren die Ausschreibungen erst in elf der 19 Verkehrsregionen abgeschlossen. In den restlichen Verkehrsregionen waren unbefristete Altverträge in Kraft, die noch vor Inkrafttreten der europarechtlichen Bestimmungen abgeschlossen wurden.

Für die fehlenden Verkehrsregionen sollte eine rasche Ausschreibung erfolgen, um gleichwertig hohe Standards für den öffentlichen Verkehr in ganz Kärnten sicherzustellen. Bei Ausschreibungen wäre darauf zu achten, die Leistungsziele ambitionierter zu gestalten. Der Landesrechnungshof empfiehlt außerdem, eine verpflichtende Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr vorzusehen.