Landesrechnungshof überprüfte Berufsschulen des Landes
veröffentlicht am 21. Juli 2023
Einleitung
Der Kärntner Landesrechnungshof überprüfte die Berufsschulen des Landes Kärnten. Der Fokus der Überprüfung lag auf dem Berufsschulstandortekonzept und der Finanzierung. Der Landesrechnungshof empfiehlt, verstärkt auf den Ausbau von Kompetenzzentren für die Lehrlingsausbildung und auf Kooperationen mit anderen Bundesländern zu setzen.Pressemitteilung
Lehrlingsausbildung
Kärntenweit gibt es insgesamt 2.443 Lehrbetriebe, die meisten davon in der Landeshauptstadt Klagenfurt und im Bezirk Spittal an der Drau. Die Anzahl der Kärntner Lehrlinge ist wie in ganz Österreich seit Jahren rückläufig. Ende 2022 gab es in Kärnten 7.331 Lehrlinge. Im Jahr 1990 gab es noch um rund 56 Prozent mehr Lehrlinge. Fast die Hälfte der Lehrlinge ist in Betrieben der Sparte Gewerbe und Handwerk tätig.
Lehrlinge werden im Lehrbetrieb und in der Berufsschule für ihren Beruf ausgebildet. Das nennt man duales Berufsausbildungssystem. In Kärnten gibt es zehn Berufsschulen an acht Standorten, die Lehrlinge aus Kärnten, aber auch aus anderen Bundesländern ausbilden.
Die Berufsschule Ferlach verzeichnete im Schuljahr 2021/22 mit 172 Schülerinnen und Schülern die geringste Schülerzahl, während am Standort der Berufsschulen 1 und 2 in Villach mit 1.965 Lehrlingen die meisten waren. Ausbildungen in insgesamt 92 unterschiedlichen Lehrberufen boten die Kärntner Berufsschulen im Schuljahr 2021/22 an. Diese sind teilweise durch Module oder Schwerpunkte erweiterbar.
Länderübergreifende Synergien empfohlen
Bei der Auswahl der Lehrberufe zeigt sich eine deutliche Konzentration auf wenige Lehrberufe. Etwa zwei Drittel aller Berufsschülerinnen und Berufsschüler verteilen sich auf zehn Lehrberufe. Einzelhandel und Metalltechnik sind die beliebtesten Lehrberufe. 45 der angebotenen Lehrberufe verzeichnen durchschnittlich maximal 20 Schülerinnen und Schülern pro Jahr und sind gering ausgelastet. Darunter sind drei Lehrberufe, für die eine Kärntner Berufsschule der einzige Schulstandort österreichweit ist.
Für gering ausgelastete Lehrberufe besteht die Möglichkeit, Vereinbarungen mit anderen Bundesländern zur gemeinsamen Beschulung an Berufsschulstandorten in Kärnten oder in anderen Bundesländern zu treffen.
„Wir empfehlen, gemeinsam mit den anderen Bundesländern weitere Kooperationen umzusetzen. Lehrberufe mit geringer Auslastung sollten bundesweit an jeweils einem gemeinsamen Standort angeboten werden“, sagt Landesrechnungshofdirektor Günter Bauer.
Standortekonzept für Berufsschulen
Ein Berufsschulstandortekonzept für den Zeitraum 2020 bis 2025 beschloss das Land im Jahr 2017. Das Ziel war die Weiterentwicklung des Berufsschulwesens, da die Lehrlingszahlen sanken und die Kosten der Ausbildungsinfrastruktur stiegen. Im Konzept ist vorgesehen, Kompetenzzentren für ähnliche oder verwandte Fachrichtungen zu schaffen. Bis 2025 soll die Umsetzung abgeschlossen sein. Die Möglichkeit, die Anzahl der Berufsschulstandorte zu reduzieren, sollte überprüft werden.
„Die durch den Wegfall von Standorten freiwerdenden Mittel könnten für qualitative Verbesserungen an den verbleibenden Standorten genutzt werden. Die Schaffung von Kompetenzzentren würde zudem ein effizienteres Gebäude- und Anlagenmanagement ermöglichen“, sagt Direktor Bauer.
Finanzierung
Die Auszahlungen für die Berufsschulen betrugen in den Jahren 2016 bis 2022 zwischen 33,6 und 36,2 Millionen Euro. Etwa zwei Drittel davon betrafen das Lehrpersonal. Die gesamten Einzahlungen betrugen in den Jahren 2016 bis 2022 zwischen 17,0 und 19,5 Millionen Euro.
Circa zwei Drittel der Einzahlungen umfasst die Refundierung des Bundes für das Lehrpersonal. Die Schulerhaltungsbeiträge der Gemeinden machen etwa 30 Prozent der Einzahlungen aus. Für die Differenz zwischen den Auszahlungen und den Einzahlungen muss das Land aufkommen. Dieses hatte somit von 2016 bis 2022 durchschnittlich 47 Prozent der Gesamtauszahlungen der Berufsschulen zu finanzieren, das waren jährlich zwischen 15,5 Millionen Euro und 18,0 Millionen Euro.
Von der Anzahl der Schülerinnen und Schüler hängt ab, wie viele Lehrerdienstposten der Bund pro Schuljahr genehmigt. Für diese Anzahl an Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrern übernimmt der Bund die Hälfte des Personalaufwands. Tatsächlich finanziert das Land jedoch etwas mehr als die Hälfte der Auszahlungen, da es weitere Vergütungen an die Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer auszahlt, die der Bund nicht übernimmt. Dies sieht der Landesrechnungshof kritisch und empfiehlt, zukünftig von eigenen Vergütungen abzusehen.